Nach 110 Jahren geschlossen: das Ende der "Königslinie"

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Die älteste Fährverbindung Europas zwischen Sassnitz (Insel Rügen) und Trelleborg (Schweden) wird von der Stena Line nach 110 Jahren Betrieb eingestellt. Nach der Lockerung der COVID19-Reisebeschränkungen sind erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Tourismus in der Region zu erwarten.

Deutschlands älteste Fährverbindung zwischen Sassnitz, Deutschland, und Trelleborg, Schweden.

Am 16. März unternahm die Fähre SASSNITZ ihre letzte Überfahrt von Schweden nach Sassnitz. Die Reederei Stena Line beschloss, die traditionelle Eisenbahnfährverbindung nach 110 Jahren Betrieb vollständig einzustellen. Laut Stena Line war die Fährroute nicht effizient - zum einen wegen der pandemiebedingten Reiseeinschränkungen, zum anderen wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage durch das geringere Frachtaufkommen. Der letzte Schienenverkehr passierte die Strecke im Jahr 2014.

Die alte Fährverbindung war für den internationalen Tourismus zwischen der Region und Schweden von großer Bedeutung. Außerdem war die Strecke die schnellste Möglichkeit, zwischen Deutschland und Südschweden zu reisen. Die Überfahrt dauerte nicht länger als vier Stunden. Die alternative Strecke Rostock-Trelleborg dauert zwei Stunden länger als die stillgelegte Fährlinie.

Der Untergang der alten Fährlinie

In den vergangenen Jahren überquerten nur 300.000 Passagiere die Länder über die "Königslinie"(schwedisch: Kungslinjen), wie die traditionelle Eisenbahnfährverbindung zwischen Sassnitz/Rügen, Deutschland und Trelleborg, Schweden genannt wird. Sie ist benannt nach Kaiser Wilhelm II. als König von Preußen und dem schwedischen König Gustav V. Nach Angaben des Vereins "Destination Rügen - Cruise & Ferry network" ist das jährliche Passagierpotenzial weitaus höher - bis zu 500.000 Menschen hätten die Fähre mit der richtigen Marketingstrategie und abgestimmten Fahrplänen nutzen können.

Der Untergang der Fährlinie begann bereits vor acht Jahren. Damals war die Fährlinie im Besitz der deutsch-dänischen Reederei Scandlines und der schwedischen Reederei Stena Line. Im Jahr 2012 verkaufte Scandlines alle Anteile, so dass Stena Line alleiniger Eigentümer der Fährlinie wurde. Zwei Jahre später wurde der Frachtverkehr in Sassnitz nach Rostock verlagert. Später reduzierte die Reederei die Anzahl der Überfahrten auf zwei pro Tag. Im September 2018 sank die Zahl der Fährfahrten auf weniger als einmal am Tag.

Der traurige Höhepunkt wurde im Herbst 2019 erreicht. In den zwei Wochen der Schulferien in Deutschland, die normalerweise eine beliebte Reisezeit für deutsche Touristen sind, fanden nur vier Fährüberfahrten zwischen Sassnitz und Trelleborg statt. Im gesamten Monat November verkehrte die Personenfähre nur sechsmal zwischen Deutschland und Schweden. Danach zog Stena Line die Fähre Sassnitz zur Unterstützung auf der Strecke Rostock-Trelleborg zurück. Seit Ende April ist das Fährschiff Sassnitz nicht mehr im Einsatz und liegt in Uddevalla, Schweden.

Tourismus stark von der Schließungbetroffen

Die Königslinie war die einzige Personenfährverbindung zwischen Trelleborg und Sassnitz. Bei Stena Line wird es nur noch zwei Eisenbahnfähren zwischen Rostock und Trelleborg geben.

Die Fährverbindung und die Insel Rügen sind bei den Schweden besonders beliebt. Die schwedischen Touristen schätzen die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Insel, vor allem die Seebäder, die es in ihrem Land nicht gibt. Doch nicht nur die Insel ist von der Einstellung der Fährverbindung besonders betroffen. Auch die Hansestadt Stralsund, einst von den Schweden regiert, dürfte das Ausbleiben der skandinavischen Touristen zu spüren bekommen. Ausbleibende Ausflüge nach Vorpommern, zum Beispiel entlang der kulturhistorischen "Schwedenstraße" nach Brandenburg, werden durch die Schließung der traditionellen Fährverbindung zu erwarten sein.

Ein Hoffnungsschimmer: Hochgeschwindigkeits-Katamaran könnte eine Optionsein

Die Reederei Weiße Flotte die mehrere Fährlinien in Mecklenburg-Vorpommern und im Raum Berlin betreibt, erwägt die Verlegung eines Hochgeschwindigkeitskatamarans, der normalerweise im Unternehmensverbund Unternehmensverbund Förde Reederei Seetouristik (FRS) zwischen Marokko und Gibraltar verkehrt, in die Ostsee zu verlegen. Die Weiße Flotte ist Teil des Unternehmensverbundes FRS. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat eine finanzielle Unterstützung von 700.000 € für das Projekt zugesagt. Statt die stillgelegte Fährlinie zu ersetzen, könnte eine Passagierlinie zwischen Sassnitz/ Rügen und der schwedischen Stadt Ystad geplant werden. Der Hochgeschwindigkeitskatamaran kann in zweieinhalb Stunden zwischen Deutschland und Südschweden verkehren. Das dürfte die schnellste Art sein, zwischen den beiden Ländern zu reisen!