11. mariLOG-Konferenz: Wie können die Beziehungen zwischen Spediteuren und Versendern verbessert werden?
in Veranstaltungen, Trends von Tanja Lohrmann
Die 11. internationale Konferenz für maritime Logistik (mariLOG) fand am 4. Mai 2021 statt - im Rahmen der Online-Veranstaltung der transport logistic 2021. Die transport logistic gilt als die führende Fachmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Management. 2019 kamen 2374 Aussteller und rund 64.000 Besucher aus 125 Ländern zu der Veranstaltung vor Ort. In diesem Jahr wird die Messe als rein digitale Veranstaltung durchgeführt.
Die mariLOG-Konferenz fand in Form einer Podiumsdiskussion zwischen hochrangigen Marktteilnehmern zu folgendem Thema statt: Wie können wir das Problem beheben, das Corona in der Beziehung zwischen Netzbetreibern und ihren Kunden verursacht hat?
Die Corona-Pandemie belastet die Beziehungen zwischen den Reedereien und ihren Kunden. Letztere haben sich darüber beschwert, dass die Reeder ihre Marktmacht in unangemessener Weise ausnutzen, um die Frachtraten in die Höhe zu treiben. Darüber hinaus mangelt es an Vertragstreue und Servicequalität. Die Reeder wiederum verweisen auf den Einbruch der Nachfrage infolge der Pandemie und auf den Kapazitätszuwachs auf den wichtigsten Handelsrouten. Was muss getan werden, um die Beziehungen zwischen den Parteien zu verbessern?
Rückblick auf 2020/2021 in der Containerschifffahrt
Veranstaltet wurde die Podiumsdiskussion von der DVZ - Deutsche Verkehrszeitung. Der Geschäftsführer von Alphaliner Jan Tiedemann gab einen Ausblick auf die Jahre 2020/2021 im Hinblick auf die Entwicklungen in der Container-Linienschifffahrt und eröffnete als Keynote-Speaker die Online-Veranstaltung. Das erste Quartal 2020 war geprägt von den neuen IMO-Vorschriften zur Reduzierung der Schwefeldioxid-Emissionen in der Schifffahrt. Ab dem zweiten Quartal bestimmte die sich ausbreitende Pandemie die Schifffahrtsbranche. Durch die sinkende Nachfrage und den Stillstand in China kam es zu einem Einbruch in der Schifffahrt, der sich mit zeitlicher Verzögerung auch auf Europa und die USA verlagerte. Aus "no push" aus China wurde "no pull" aus Europa und den USA. Außerdem kam es zu einer Zunahme der Leerfahrten rund um die Welt. Auf diese erste pandemieartige Phase folgte ab dem dritten Quartal eine Phase mit gegenläufigen Entwicklungen. Aufgrund der eingeschränkten Mobilität rund um den Globus kam es zu einer Verschiebung der vorherrschenden Interessen. Ein völlig neues Verbraucherverhalten führte zu einem Boom im elektronischen Handel und einer erhöhten Nachfrage nach Waren, was sich massiv auf das Schifffahrtsvolumen auswirkte.
Schlüsselfaktoren, die die Beziehung beeinflussen:
Kapazität
Im 10-Jahres-Durchschnitt ist in allen Bereichen ein deutlicher Anstieg der Trägerkapazitäten zu beobachten.
Beschäftigungssituation in der Containerflotte
Im Jahr 2020 war der Anteil der arbeitslosen Schiffe im Vergleich zu den letzten 10 Jahren sehr hoch, verursacht durch Werftzeiten, die z.B. für den Einbau von Scrubbern notwendig waren, aber auch durch Corona. Normalerweise ist die Beschäftigungssituation der Containerflotte ein Indikator für die Marktlage - im Jahr 2020 war sie es aufgrund von Corona jedoch nicht. Diese Situation war für die Reedereien belastend.
Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) / Frachtraten
Die Frachtraten sind im Moment extrem hoch. Sie sind im letzten Jahr enorm angestiegen. Je mehr Kapazität/Tonnage benötigt wird, desto teurer werden die Frachtraten. Der Chartermarkt ist praktisch leergefegt. Hinzu kommt, dass die Container-Linienschifffahrt seit langem von einem Mangel an Containern betroffen ist.
EBIT / Margen der Betreiber
Bis 2019 war das Geschäft für die Spediteure nicht lukrativ, z. B. wegen der hohen Bunkerkosten und der hohen Investitionskosten. Dies hat sich ab 2020 aufgrund der hohen Frachtraten geändert, die es den Spediteuren ermöglichten, ihre Margen deutlich zu erhöhen.
Nach der Keynote wurde die Podiumsdiskussion eröffnet. Die angesprochenen Probleme wurden von Poul Hestbaek, dem neuen Geschäftsführer des Hafens Hamburg Süd, bestätigt. Die Containerschiffe sind voll ausgelastet und die Frachtraten sind extrem hoch, vor allem bei kurzfristigen Chartern. Hestbaek kritisiert die Reedereien für ihre Zuverlässigkeit. Es kommt vor, dass gesicherte Plätze an Kunden verkauft werden, die später storniert werden. Dies belastet auch das Vertrauen in die Reedereien.
Als Vertreter der Carrier antwortete Bodo Knop, Geschäftsführer der Schifffahrts- und Einkaufsgesellschaft Xstaff, dass die Carrier auch auf ihrer Seite Herausforderungen zu bewältigen hätten, wie z.B. das vermehrte Auftreten von Doppelbuchungen ("Dummy-Buchungen") durch Kunden bei verschiedenen Carriern, um den Versand ihrer Ladung zum gewünschten Zeitpunkt zu sichern. Dieses Vorgehen führe dazu, dass Kapazitäten ungenutzt blieben, was die Vorhersehbarkeit für die Spediteure erschwere und zusätzliche Spannungen zwischen den Reedereien und dem Spediteur verursache.
Für Jan Harnisch, den COO der Spedition Rhenus Air & Ocean, ist es das Wichtigste, das wöchentliche Forcasting zu verbessern, um das Verhältnis zu den Carriern zu verbessern und Vertrauen zurückgewinnen zu können. Knop betont, wie wichtig es ist, dass sich sowohl Carrier als auch Reeder an ihre Zusagen halten.
Knop hofft, dass sich die Beteiligten auf langfristige Beziehungen und nicht auf die Preisgestaltung konzentrieren werden. Seiner Ansicht nach wird die Pandemie auch bei Spediteuren und Frachtführern zu einer Konsolidierung des Marktes führen.
Abschließend stellt Tiedemann fest, dass er die höheren Einnahmen der Reedereien, die von der Situation profitieren, ebenso befürwortet wie die Verfrachter, da die Verlader das zusätzliche Geld benötigen würden, um dringend notwendige Investitionen zu tätigen, um den Anforderungen einer "grüneren Schifffahrt" gerecht zu werden. Ein LNG-betriebenes Schiff Schiff beispielsweise würde in der Anschaffung 30 Millionen Dollar mehr kosten.
Zusammenfassung
Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass die Kommunikation zwischen Verkehrsunternehmen und Kunden verbessert und transparenter gestaltet werden muss, um Spannungen abzubauen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklungen und Probleme in der Containerschifffahrt durch Corona verschärft wurden und dass alle Beteiligten mit der aktuellen Situation unzufrieden sind. Stabile Frachtraten und eine verlässliche Vorhersage durch die Reedereien sind die Grundlage für eine Stärkung der Beziehungen. Die Frage, wie das Verhältnis zwischen den Reedereien und ihren Kunden verbessert werden kann, wurde in der Diskussion nur ansatzweise angesprochen und blieb weitgehend unbeantwortet.
Lesen Sie eine Zusammenfassung der 10. mariLOG-Konferenz 2019, auf der die bevorstehenden IMO-Vorschriften zu Schwefeloxidemissionen diskutiert wurden.