Kieler Weltwirtschaftsinstitut sagt Importe und Exporte mit künstlicher Intelligenz voraus
in Forschung, Updates, Partnerschaften, Trends von FleetMon HQKiel, 6. Mai 2021: Das Institut für Weltwirtschaft hat am Donnerstag einen neuen, KI-basierten Frühindikator für den internationalen Handel vorgestellt, der auf Echtzeitdaten aus der globalen Containerschifffahrt basiert. Auf der Basis von bis zu 250.000 kontinuierlich gesammelten Datenpunkten aus bis zu 200.000 Positionsdaten und bis zu 50.000 zusätzlichen Daten zu Ein- und Ausgängen, die von FleetMon geliefert werden, bieten die Kieler Wissenschaftler ein kontinuierliches Monitoring der Importe und Exporte der größten Volkswirtschaften China, Europa und den USA.

Die Auswertung der Echtzeitdaten umfasst Positionsdaten sowie Informationen zu Importen und Exporten aus vier Schlüsselsektoren und berücksichtigt rund 500 kontinuierlich ausgewertete Häfen und 100 Wirtschaftsregionen, darunter 75 Länder inklusive Deutschland und den europäischen Handelsraum. Der neue Handelsindikator ermöglicht sowohl einseitige Auswertungen der Importe und Exporte eines Landes in und aus der Welt (z.B. China) als auch bilaterale Handelsströme zwischen zwei oder mehreren Ländern (z.B. China und Deutschland).
"Mit dem Kieler Konjunkturindikator liefert das IfW Kiel einen Konjunkturfrühindikator von bisher unbekannter Qualität und Quantität", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich der Präsentation. "Hochfrequenzdaten ermöglichen es uns, konjunkturelle Schwankungen mit sehr geringer Zeitverzögerung abzulesen. So können Wirtschaft und Politik viel früher auf sich abzeichnende Verwerfungen reagieren und Gegenmaßnahmen ergreifen. "
Der digital ausgewertete Index ist nicht nur für Handelsnationen mit Seehäfen (z. B. Deutschland mit "Bremenports", "Port of Hamburg" oder Kiel) möglich, sondern auch für Binnenländer, z. B. Österreich mit Beziehungen zu deutschen, italienischen und osteuropäischen Containerhäfen. Über Länder-Hafen-Korrelationen lassen sich sogar Prognosen für Importe und Exporte aus Binnenländern erstellen. Dank der zeitnahen und detaillierten Auswertungen konkurriert der neue IfW-Index mit dem deutschen Ifo-Leitindex aus München mit Prognosen zum Export und zum Wirtschaftsklima sowie mit EU-Daten zur Produktionsentwicklung. "Ifo" und EU-Index werden nur einmal am Ende eines jeden Monats veröffentlicht. Die durch maschinelles Lernen ausgewerteten und mittels künstlicher Intelligenz bewerteten Daten werden auf der Website des "Kieler Konjunkturindikators" veröffentlicht und zweimal im Monat am 3. und 20. aktualisiert und der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt, einschließlich der Klassifizierungen.
Das Kieler Weltwirtschaftsinstitut will eine umfassendere, präzisere und schnellere Auswertung des Welthandels anbieten und durch Echtzeitauswertungen eine größere Verlässlichkeit der globalen Import- und Exportentwicklung ermöglichen - trotz bis zu 60 Tagen Reisezeit auf den großen Containerrouten von Südostasien nach Europa oder Nordamerika.
Aussagen über die Zusammensetzung von Schiffsladungen mit bis zu 20.000 Standardcontainern (TEU) sollen durch die Lieferung der aktuellen Entwürfe von Frachtern getroffen werden. Das IfW verspricht sogar, die Zusammensetzung der Ladungen in der Zukunft vorherzusagen und auf der Basis historischer Daten KI-basiert auch die Frachtraten der Reedereien in ein bis zwei Jahren zu prognostizieren. Mit dem jüngsten Datenupdate vom Montag dieser Woche weist der "Kieler Außenhandelsindikator" für April 2021 einen Anstieg der Exporte gegenüber dem Vormonat für Deutschland und die EU aus (+ 2,6% bzw. 3,3%). Zugleich muss sich China auf einen deutlichen Rückgang einstellen (-8,8%).

Den Grund für den Einbruch der chinesischen Exporte sieht das Kieler Unternehmen darin, dass die Verbraucher in Europa und den USA aufgrund steigender Corona-Impfraten beginnen, weniger Konsumgüter aus China und mehr inländische Dienstleistungen wie Restaurantbesuche nachzufragen. Für Deutschland und die EU bleibt der Außenhandel derzeit eine zentrale Stütze der Wirtschaft", sagte Vincent Stamer, Leiter des Kieler Konjunkturindikators. "Das Unglück im Suezkanal hatte offenbar keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Handelsströme in Europa und Deutschland, zumindest nicht im April."
Lesen Sie den IfW Kiel Handelsindikator Daten-Update vom 20. Mai 2021.
Hätte der neue Indikator bereits zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 zur Verfügung gestanden, hätte das Kieler Unternehmen die Ausfälle im Welthandel bereits kurz danach prognostizieren können, ebenso wie die rechtzeitige Vorhersage der Wiederaufnahme der Handelsaktivitäten. Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit der Produktionsplanung für die internationalen Märkte relevant. Produktionsunsicherheiten oder gar Ausfälle hätten so kurzfristig minimiert werden können.
Die seitlichen Daten des Kieler Konjunkturindikators sind auf der Website des IfW Kiel abrufbar.